Kunststoffgewebe
24. Juli 2025Lochblech
24. Juli 2025Leinwandbindung
Leinwandbindung, auch glatte Bindung genannt, ist die einfachste und gebräuchlichste Webart für Drahtgewebe. Dabei verläuft jeder Schussdraht abwechselnd über und unter den auf Zug gehaltenen Kettdrähten – so wie es etwa bei einem klassischen Stoff der Fall ist. Das Muster wiederholt sich bei jeder Reihe, es ist also kein Versatz wie beim Köper: Man erhält eine schachbrettartige Struktur quadratischer Maschen.
Kennzeichen der Leinwandbindung:
- Hohe Maschenstabilität: Weil jeder Draht an jeder Kreuzung gebunden ist (abwechselnd oben/unten), sitzen die Drähte sehr fest. Die Maschenweite ist gut definiert und bleibt auch unter Belastung weitgehend erhalten. Das Gewebe ist formstabil und verschiebt sich kaum.
- Großer offener Querschnitt: Ein Leinwandgewebe hat bei gegebener Maschenweite in der Regel die höchste offene Fläche, weil die Drähte gerade genug gebogen sind, um sich zu kreuzen, aber nicht mehr. Typisch sind filterwirksame Querschnitte von über 36%. Dadurch sind Leinwandgewebe für Sieb- und Filteranwendungen mit hohem Durchsatz ideal – der Strömungswiderstand ist gering.
- Begrenzte Feinheit: Da jeder Draht wirklich jeden zweiten kreuzt, stoßen Leinwandgewebe bei sehr kleinen Maschenweiten an Fertigungsgrenzen – die Drähte müssen dann extrem dünn sein und sind schwer zu weben. Ab ca. 50–60 µm Masche nutzt man daher oft Tressengewebe oder Köper, weil eine Leinwandbindung mit so dünnem Draht instabil oder unrealisierbar würde.
Leinwandbindungen werden quasi überall eingesetzt, wo keine speziellen Gründe für eine andere Bindung vorliegen. Beispiele:
- Siebgewebe für Analysensiebe (definierte Normmaschen) sind meist in Leinwandbindung, um die genaue Trenncharakteristik zu gewährleisten.
- Filtereinsätze, bei denen es auf Durchfluss ankommt (z.B. Wasserfilter in Waschmaschinen), nutzen Leinwandgewebe mit möglichst viel freier Fläche.
- Architekturgewebe greift oft auf Leinwandbindung zurück, wenn man ein homogenes Erscheinungsbild möchte. Viele GKD-Dekorgewebe sind im Grunde Leinwandbindungen mit verschiedenen Drahtstärken, um Muster zu erzeugen.
Eine Besonderheit ist das Kalandrieren: Bei Bedarf werden Leinwandgewebe nachträglich durch Walzen leicht flachgedrückt. Dadurch werden die Drähte an den Kreuzungen verformt und das Gewebe „verschweißt“ sich mechanisch – die Maschen verrutschen dann überhaupt nicht mehr. Gleichzeitig wird es dünner. Das macht man z.B., um ein gewebtes Sieb absolut plan und maschenfest zu bekommen (wichtig beim Einbau in Siebrahmen).
Zusammengefasst ist Leinwandbindung die Standard-Webart für Drahtgewebe, wegen ihrer Einfachheit und ausgewogenen Eigenschaften. Sie liefert robuste, durchsatzstarke Gewebe mit klar definierter Maschenweite und bildet die Basis für viele Anwendungen, bevor es in Spezialbindungen geht.